Steigende Kaffeepreise – was steckt dahinter??

Spezialitätenkaffee und die Börse – wie hängt das zusammen?

Kaffee ist ein global gehandeltes Wirtschaftsgut, das nur in den tropischen Regionen des Äquators und im Falle von Arabica auch nur in bestimmten Höhenlagen angebaut werden kann. Die Anbauflächen sind also begrenzt. Und dass wir hier in Hamburg und Europa unsere tägliche Tasse Kaffee genießen können, liegt an einer langen und komplexen Lieferkette, die uns als Röster mit den Kaffeebauern im Ursprung verknüpft.

Ein Großteil des weltweit bewegten Kaffees wird dabei an der Börse gehandelt, das meiste davon an der New Yorker Börse. Kaffeehändler bieten dabei auf Kaufoptionen (sogenannte Future-Kontrakte) für große Erntemengen festgelegter Qualität. Diese Preise spiegeln Angebot und Nachfrage wider und sind besonders empfindlich gegenüber globalen Ereignissen wie Ernteausfällen, Naturkatastrophen oder politischen Instabilitäten in Kaffeeanbauländern. Um auf die großen gehandelten Mengen zu kommen werden Kaffees von unterschiedlichen Farmen, Regionen und sogar Ländern gemischt.

Ein wichtiger Aspekt ist, dass Kaffee eine sehr wetterabhängige Kulturpflanze ist. Dürreperioden, Überschwemmungen oder unvorhergesehene klimatische Veränderungen können die Ernteerträge erheblich verringern, was wiederum zu einem Anstieg der Preise führt. In den letzten Jahren verspüren viele Anbauregionen bereits die Auswirkungen des Klimawandels, was zu Ernteeinbußen führt, und das nun bereits mehrere Jahre aufeinanderfolgend. Auch Faktoren wie steigende Transportkosten und höhere Arbeitskosten in den Anbauländern wirken sich auf den Endpreis aus.

Als Privatrösterei für hochwertigen Spezialitätenkaffee kaufen wir unseren Kaffee nicht an der Börse, sondern beziehen unsere Kaffees mit der Hilfe von spezialisierten Rohkaffeehändlern direkt von den Kaffeebauern oder -kooperativen. Wir wollen zeigen, wie die lokalen Umweltbedingungen der Farm, die Arbeit der Produzenten und der Kaffeepflücker sowie die angebauten Kaffee-Varietäten ganz unterschiedliche Tassenprofile hervorbringt. Schon seit unserer Gründung zahlen wir deshalb faire Preise und Prämien für ihre qualitativ hochwertigen Ernten, die weit über den Börsenpreisen liegen. Dieser Direkthandel bietet viele Vorteile, wie bessere Transparenz, höhere Qualität und eine engere Beziehung zu den Produzenten. Einige kennen wir mittlerweile persönlich, und pflegen teils einen jahrelangen und engen Kontakt und Austausch. Dennoch sind auch wir nicht vollkommen von den internationalen Börsenpreisen entkoppelt.

Obwohl wir den Rohkaffee zu Preisen über den börsengehandelten Marktniveau erwerben, orientieren sich auch unsere Kosten in gewissem Maße an den globalen Marktbedingungen. Ein Anstieg der Börsenpreise wirkt sich also indirekt auf alle Kaffeebauern und damit auf uns als Rösterei aus – auch wenn wir nicht direkt über die Börse einkaufen. Darüber hinaus spielen auch die steigenden Logistik- und Transportkosten eine Rolle, die durch die wachsende Nachfrage und veränderte geopolitische Bedingungen beeinflusst werden.

Was bedeutet der hohe Kaffeepreis für Röstereien und Verbraucher?

Der Börsenpreis hat sich innerhalb des letzten Jahres mehr als verdoppelt. Das ist einerseits gut, denn es bedeutet, dass die Produzenten mehr Geld verdienen. Der Börsenpreis war lange Jahre viel zu niedrig und hat zu schlechten Lebensbedingungen für viele Kaffeebauern geführt. Wir haben deshalb schon immer deutlich über dem Marktniveau für unsere Kaffees bezahlt, denn eine faire Wertschöpfungskette gehört zu unseren Grundwerten.

Die steigenden Preise an der Börse werden sich in den kommenden Monaten vor allem auch auf die Preise für die Industriekaffees in den Supermärkten bemerkbar machen. Dort waren die Margen eh schon gering und die Verdopplung des Preises für Rohkaffee wird eingepreist werden.

Kleines Rechenbeispiel für einen einfachen Standard-Kaffee

Börsenpreis: 4,07 USD/Lbs ~ 8,96USD/kg ~ 8,25€/kg

Röstverlust: ~15% 

Kaffeesteuer: 2,19€/kg 

Mehrwertsteuer: 7% 

Gesamt für Materialeinsatz und Steuern: 12,96€/kg

Sie kennen vielleicht die Angebote für ein Pfund Markenkaffee im Supermarkt für um die 5€. Diese Rechnung geht nicht mehr lange auf. Aktuell (07. Februar 2025 steht der Börsenpreis bei 4,07 USD pro Pfund (454g). Dies entspricht einem Preis von 8,96 USD/Kg, also etwa 8,25€/Kg nur für den Rohkaffee. Zieht man nun noch etwa 15% Gewichtsverlust durch die Röstung ab, schlägt die Kaffeesteuer von 2,19€ und die Mehrwertsteuer von 7% drauf - und hat dann noch nicht einmal die weiteren Kosten von Verschiffung, Transport, Finanzierung, Lagerung, Logistik, Energiekosten, Lohn und Verkauf eingepreist - sieht man schnell, dass diese Preise nicht zu halten sein werden.

Dieses Beispiel ist wie gesagt für einen einfachen Standard-Kaffee. Wir zahlen jedoch deutlich mehr, da wir Prämien für die höheren Qualitäten zahlen. Es gibt kaum noch einen Kaffee, den wir unter 10€/Kg kaufen können, viele Kaffees sind sogar um ein Vielfaches teurer. Gleichzeitg wollen wir natürlich keine Abstriche bei der Qualität machen. Wir sind deshalb aber leider gezwungen einen Teil dieser Preissteigerungen an euch als unsere Kunden weiterzugeben. Wir hoffen dabei auf euer Verständnis, denn wir geben nach wie vor Alles, um euch eine gleichbleibend hohe Qualität in die Tasse zu bringen, die den Preis mehr als wert ist.

Wie geht es weiter?

Wenn wir mit unseren Partnern und Rohkaffeehändlern sprechen, hören wir oft Ratlosigkeit und Sorgen um die zukünftige Entwicklung. Der Klimawandel hat schon jetzt einen enormen Effekt auf die Stabilität der Ernten und droht die Produktionskapazität in den kommenden Jahren weiter einzuschränken. Brasilien als weltweit größter Produzent von Arabica hatte aufgrund von Starkregen zur Blüte, ausgeprägter Trockenheit während der Vegetationsphase, und erneut viel Regen während der Ernte (das wohl schlimmste Szenario für jeden Kaffeefarmer!) im letzten Jahr bereits eine katastrophal schlechte Ernte von -30%. Nach ersten Einschätzungen hören wir aus Brasilien, dass die kommende Ernte wohl nur 50 Millionen Sack, und damit erneut 5% schlechter ausfallen wird als letztes Jahr. Üblicherweise produziert Brasilien ca. 70 Millionen Sack pro Ernte.

Die gleichzeitig weltweit steigende Nachfrage sorgt für eine Verknappung, die die Preise weiter steigen lassen könnte. Nach jahrelanger relativer Stabilität beeinträchtigen regionale Krisenherde zum Teil massiv unsere Lieferketten. Gut gemeinte neue Vorschriften, wie das EU-Gesetz gegen Entwaldung (EUDR), erhöhen den bürokratischen Aufwand nicht nur für uns Unternehmen in Europa, sondern auch für die Produzenten in den Anbauländern und drohen kleinere Kaffeefarmer ganz vom Markt auszuschließen. Dies alles zeichnet ein düsteres Bild.

Aber: Wir glauben an die Beständigkeit von Qualität und gewachsenen, ehrlichen Wirtschaftsbeziehungen. Ihr als unsere qualitätsbewussten Kunden habt längst erkannt, dass Kaffee ein wertvolles Produkt ist, das bewusst genossen werden sollte. Die Zeit der billigen Verfügbarkeit von Kaffee mag vorbei sein, aber hoffentlich damit auch die Zeit der Ausbeutung der Kaffeeproduzenten. Macht also keine allzu großen Sorgen. Mit eurer Entscheidung bei uns (oder anderen kleinen Röstereien) Kaffee zu kaufen, habt ihr euch bereits für eine nachhaltige Form des Kaffeetrinkens entschieden, die bestehen bleiben wird. Sollten die Preise am Weltmarkt sich zur nächsten Erntezeit wieder stabilisieren, dann geben wir die ersparten Kosten auch wieder an euch zurück. Wir werden auf jeden Fall weiterhin alles dafür tun, dass du dir qualitativen, handwerklich gerösteten und fair gehandelten Kaffee mit Freude bei uns leisten kannst!

Dein Böhnchen-Team der Rösterei Coffeum